Prüfungsverbände auf dem Prüfstand

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Eine interne CoopGo Arbeitsgruppe befasst sich mit den Kriterien der genossenschaftlichen Pflichtprüfung und fordert eine Mehrwertprüfung. “Prüfer, die nachprüfen, ob unser Steuerberater auch richtig gebucht hat, bringen für die Genossenschaft keinen nachprüfbaren Mehrwert, sondern verursachen nur Kosten, dieses rausgeworfene Geld sollte der Mitgliederförderung dienen…”, so ein Genossenschaftsvorstand.
Das genossenschaftliche Verbandssystem versteht sich als Selbstverwaltungsorganisation, die immer, wenn es unbequem wird, nach dem Staat ruft. So hat der Bundesrat in seiner 994. Sitzung am 9. Oktober 2020 unter anderem eine Ausweitung der Qualitätskontrolle der genossenschaftlichen Prüfungsverbände beschlossen – ohne jedoch festzulegen, wer diese Kriterien festlegt. Auch sind Nachschärfungen bei der Prüfung der Gründung von Genossenschaften geplant. Mit anderen Worten: Genossenschaftsgründungen und Genossenschaftsprüfungen werden teuerer. Die Bundesregierung ist der Bitte des Bundesrates, einen Gesetzesentwurf zum Genossenschaftsgesetz vorzulegen, bislang noch nicht nachgekommen. Es ist nunmehr abzuwarten, wie sich die neuen politischen Mehrheiten darstellen. Mit anderen Worten: die Genossenschaftsmitglieder sind auch Wähler.

igenos, die Interessenvertretung der Genossenschaftsmitglieder empfiehlt eindringlich, den Prüfungsstandard und die Prüfungsinhalte künftig sehr eng mit den Genossenschaftsmitgliedern abzustimmen, denn die Mitglieder sind die Eigentümer ihrer Genossenschaft. Es muss ausgeschlossen werden, dass übergeordnete Verbandsinteressen, fehlende Transparenz, ” Herrschaftswissen” und Eigeninteresse der Genossenschaftsorgane die Genossenschaftsidee komplett in Fragestellen. Ein Prüfungsmerkmal sollte der an den ICA Standard angelehnte CoopGo Codex sein.
1) Freiwillige und offene Mitgliedschaft
2) Demokratische Kontrolle durch die Mitglieder
3) Ökonomische Teilnahme und Teilhabe der Mitglieder
4) Autonomie und Unabhängigkeit
5) Bildung, Ausbildung, Information,Transparenz
6) Kooperation zwischen den Genossenschaften
7) Interesse an der Gemeinschaft und an den UN-Nachhaltigkeitszielen

Ein Beleg, wie wichtig eine von den Genossenschaftsmitgliedern initiierte Qualitätsprüfung ist, lieferte GenoLeaks bereits im September 2017 am Beispiel der VR-Bank Altötting, die seinerzeits vom DGRV als Püfungsverband geprüft wurde. Über ähnliche Skandalprüfungen berichteten auch die GenoNachrichten regelmäßig.

Laut den genoleaks vorliegenden internen Arbeitspapieren möchte igenos eine unabhängige  Grundsatzkommission zur Qualitätskontrolle der genossenschaftlichen Prüfungsverbände initiieren und unterstützen. Das Konzept “wer prüft die Prüfer” soll zweistufig sein.

Zunächst werden die Genossenschaftsverbände geprüft, ob diese sich an den internationalen Standard des ICA halten, denn die Mitglieder stehen vor nackten, rein betriebswirtschaftlichen Kennziffern.

Dann werden die Prüfungskriterien der Pflichtprüfung zwischen den Genossenschaftsmitgliedern und den Verbänden verbindlich festgelegt.

Auch hier muss sicher gestellt werden, dass die Verbände die Interessen der Genossenschaftsmitglieder in den Vordergrund stellen und transparent arbeiten. Ein letzter Schritt wäre dann ein einheitliches europäisches Genossenschaftsgesetz.