Kommentar: Vorsicht Rechtsabbieger. Genossenschaftliche Mitbestimmung ist lästig.

Unser letzter Beitrag ist auf  die besondere Rolle von WikiLeaks im US Wahlkampf eingegangen.  Folgerichtig haben wir die Freiheit für Julian Assange gefordert. Dies führte teilweise zu kontroversen Diskussionen.
Stehen wir jetzt plötzlich im rechten Abseits?  Der parteipolitische Einheitsbrei, angerichtet von CDU & SPD,  erinnert ja schon ein bisschen an die alten SED. Sorry,  nein es fehlen noch die GRÜNEN.  Aber was ist heute überhaupt angesagt?   Und was heißt eigentlich rechts. Ist alles, was nicht regierungskonform und nicht ganz eindeutig links ist, automatisch rechts?
Was ist denn mit unserem Weltkulturerbe, dem Genossenschaftswesen? Genossen hört sich doch verdächtig links an. Gemeinschaftseigentum klingt auch links. Aber wie stark wurde unser, gerade zum Weltkulturerbe erhobenes Genossenschaftswesen,  durch den Nationalsozialismus  geprägt?  Voraus-eilender Gehorsam gehört seit Bismarck zu den besonderen großdeutschen Tugenden. Ein trauriges Beispiel dafür lieferten unsere genossenschaftlichen Organisationen und ihre Spitzenverbände.  Dazu gehörten der Ausschluss und die Enteignung jüdischer Genossenschaftsmitglieder.  Jüdischen, genossen-schaftlichen  Prüfungsverbänden  wurde die Prüfungslizenz verweigert. Gleichzeitig wurde auch der genossenschaftliche Auftrag der Mitgliederförderung „völkisch neu interpretiert“ bzw. als „Sozialromatik“ abgeschafft.

Sind Genossenschaften jetzt vielleicht auch rechts, nur weil die Genossen-schaftverbände 1934 mal eben so unsere genossenschaftlichen Werte verkauft haben?  Warum sollte  der Einfluss der Genossenschaftsverbände heute denn eingeschränkt werden?  Das System der Selbstverwaltungsorganisation hat sich doch bestens bewährt. Es hat sich doch nichts geändert. Noch heute gilt das genossenschaftliche Führerprinzip.  Auch störende Zufallsentscheidungen bei der Generalversammlung passen seit 1934 nicht in das neue genossenschaftliche Verständnis.  Und das ist auch heute noch so, im Zweifelsfall werden lästige Mitgliederbeschlüsse durch 
Blankovollmachten ausgeschaltet.   Zur Zeit  denken die genossenschaftlichen Spitzenverbände über die Einführung einer genossenschaftlichen Förderbilanz nach. Natürlich ohne auf die Idee zu kommen die Genossenschaftsmitglieder zu fragen! So einfach geht Genossenschaft.

In diesem Zusammenhang wurde  der nachstehende Blogartikel von GenoLeaks übernommen. Der Beitrag erscheint  zeitgleich auch unter www.igenos.de.

Es geht die Frage:  Genossenschaften als Weltkulturerbe – Scherz oder Chance?
Die Antwort steht hier http://www.quantthink.de

Man kann es kaum glauben, jetzt sind Genossenschaften sogar unter „Schutz“ gestellt worden, man hat sie zum „Weltkulturerbe“ ernannt. Als ich das gelesen habe, konnte ich es kaum glauben und den „Hof-Jubel“ der Genossenschaftsverbände fand ich eher peinlich. …
Sind Genossenschaften wirklich so schwach, dass man befürchten muss, dass sie irgendwann und irgendwie in der „Versenkung“ verschwinden oder warum bestand die Veranlassung zum „Art-Schutz“? …
Als ich begann mich etwas näher mit der Antragstellung und deren Begründungen auseinanderzusetzen, fühlte ich mich als Genossenschaftsmitglied aus mehreren Gründen verärgert:
1.  Genau diese Antragsteller, insbesondere aus der „Raiffeisen-Liga“ haben sich selbst derart weit von den guten Ideen ihrer „Vorfahren“ und „Leitbilder“ entfernt, dass sie inzwischen wohl befürchten müssen, dass man zuerst gegen sie selbst „ermittelt“, dass sie gegen das „Kultur-Erbe“ Genossenschaft – und deren Leitmotive verstoßen und damit den Staat auf den Plan rufen, diesen Verstoß endlich zu unterlassen oder aufhören sich als „geborene Erbfolger“  der Herren Raiffeisen und Schulze-Delitzsch darzustellen.
2.  Als Mitglied einer Volksbank vermag ich kaum zu erkennen, wie z.B. der für Genossenschaften zentrale Gedanke, wie „Mitgliederförderung“ betrieben wird. Nicht die Menschen könnten vergessen, was „Selbsthilfe“ oder „Gemeinschaftsgedanke“ bedeutet, die Verbände selbst sind es die dies vergessen machen …
3.  Wirtschaft und Soziales genossenschaftlich zu strukturieren, muss den Menschen nicht erst beigebracht werden und war auch keine Erfindung von Deutschland oder von Herrn Raiffeisen oder Schulze-Delitzsch, das gab es schon immer, nur eben nicht so formalisiert …
4.  Wer dann noch „nachgräbt“, wie genau die Verbände dieses „Kulturerbes“ in der Zeit des Nationalsozialismus aufgegeben haben , sich gar nicht schnell genug anpassen konnte, hätte sich gewünscht, dass dazu zunächst eine Aufarbeitung erfolgt wäre. Denn ist wohl kaum anzunehmen, dass mit der „Schutzerklärung Weltkulturerbe“ auch diese Epoche unter „Schutz“ gestellt werden sollte.
5.  Positives hat der „Weltkultur-Erbe-Status“ durchaus. Jetzt  beschäftigen sich mehr Menschen und intensiver mit den eigentlichen Inhalten der Genossenschaften… Und Genossenschaftsbanken, die heute noch jubeln, könnten sich bald wundern, wenn sie an dem gemessen werden, für das sie sich so weit aus dem „Fenster“ gelehnt haben. Was zunächst als intelligenter „PR-Push“ gedacht war, könnte sich bald als „Return“ erweisen, z.B. wenn mehr und mehr Menschen sich wirklich mit dem befassen, was einst Raiffeisen und Schulze-Delitzsch wirklich sagen und wohl auch so meinten und sich fragen, was daraus bis heute gemacht wurde …
Bei meinen Recherchen habe ich z.B. die Gruppe „Genoleaks“ gefunden. Wirklich lohnend was dort gesagt wird und noch lohnender, wie arrogant Politik und Verbänden mit berechtigten Nachfragen und Kritik umgehen …
Nun denn, wenn wir schon das „Kulturerbe Genossenschaftsgedanken“ haben, sich jetzt jede Genossenschaft als „Weltkulturerbe“ schmücken kann, sollten wir wohl jetzt damit beginnen, uns selbst die  „Schuhe“ von Raiffeisen und Schulze-, Delitzsch anzuziehen und uns fragen, was diese wohl – wenn sie heute lebten – gesagt und getan hätten. …
Vielleicht würden sie sagen:
Greift endlich zur Selbsthilfe, liebe Genossenschaftsmitglieder und zeigt, was Demokratie und Selbstbestimmung heißt und lasst euch nicht von Verbänden und Bürokraten erklären, was für Eure Interessen richtig wäre. Lasst euch nicht damit abspeisen, dass euch Prüfungsberichte vorgelegt werden, die nichts zur Mitgliederförderung sagen und lasst euch auch nicht erklären, dass es nicht möglich wäre, einen „Mitglieder-Beirat“ von Mitgliedern zu wählen, der über die Förderung und das Vermögen der Mitglieder „wacht“ und der – verpflichtend – bei Prüfungen angehört werden muss und bei Generalversammlungen zu Wort kommt …
Ganz sicher würden solchen Forderungen Raiffeisen und Schulze-Delitzsch heute vehement zustimmen …
(FragestellerIn –  Journalist, Mitglied in einer Bank-Genossenschaft)

Die Antwort auf die Frage: Genossenschaften als Weltkulturerbe – Scherz oder Chance?
steht hier http://www.quantthink.de